5. SONNTAG in der Fastenzeit

 

Aus dem Buch des Propheten Jeremia (31,31-34)

Evangelium nach Johannes (12,20-33)

 

Ein paar griechisch sprechende Juden wollen Jesus kennen lernen und deswegen wenden sie sich an Philippus, einen seiner Freunde. Und dieser überlegt zuerst mit Andreas, dem Bruder des Petrus, wie sie das anstellen sollen. Dann führen sie diese Männer zu Jesus. Stellen Sie sich vor: das passiert auch Ihnen. Werden sie so vorgehen, wie Philippus und Andreas?

Und wie stellt Jesus dann sich selbst vor? Er will Menschen zu Gott führen. „Lass die Menschen dich als Vater erkennen und ehren“, betet er zu Gott. Das sieht Jesus als die Lebensaufgabe, die er von Gott bekommen hat. Gott wollte immer schon eine Beziehung zu den Menschen. Deswegen hat er schon zur Zeit des Mose mit dem Volk einen Bund geschlossen, so eine Art Ehebund, bei dem ein Mensch dem anderen verspricht: Ich werde immer bedingungslos zu dir stehen, dir für immer treu sein. Aber wie es bei einem Ehebund so oft vorkommt, ist es auch mit Bund mit Gott. Gott bleibt zwar immer treu, aber sein Volk wird ihm immer wieder untreu.

Aber Gott lässt nicht locker. Deswegen schickt er Jesus um diese Verbundenheit zwischen ihm und seinem Volk zu erneuern. Er will einen neuen Bund. Und diesmal will Gott seine Erwartungen und Anweisungen nicht auf Steintafeln schreiben, sondern ins Herz und ins Gewissen seines Volkes. Äußere Gebote, die in einem Buch, in einer Bibel, aufgeschrieben sind, genügen nicht. Es muss bei den Menschen im Herzen eingebrannt sein. Sie sollen sich nicht äußerlich an Gesetze und Gebote halten. Es soll ihnen ein inneres Bedürfnis sein, im Sinne Gottes zu leben. Es soll aus dem Herzen kommen. Dafür will Jesus eintreten und die Menschen gewinnen.

Aber er spürt die Widerstände. Die religiöse Obrigkeit mag es nicht, wie er von Gott redet. Sie fühlen sich selbst dadurch in Frage gestellt. Sie empfinden Jesus als eine Gefahr für sie. Deswegen muss er beseitigt werden. Und das wird jetzt, demnächst, in Jerusalem geschehen.

Jesus wird den Kreuzestod sterben. In den Augen der Juden wird er dadurch - wie schon im Alten Testament steht - ein „von Gott Verfluchter“ sein. Für die Nicht-Juden ist das purer Wahnsinn, blanker Unsinn. Und Jesus sagt: „Ich muss an meiner Aufgabe festhalten, trotz dieses grausamen Todes. In diesem Sterben wird Gott zeigen, dass er zu mir steht, dass es stimmt, was ich über ihn sage, indem er mich dem Tod entreißt, mir ein neues Leben gibt, mich auferweckt.

Um das zu verdeutlichen und irgendwie einsichtig zu machen, erzählt Jesus dann das Gleichnis vom Weizenkorn. Das Weizenkorn muss sterben, muss begraben werden, zergehen in der Erde. Aber aus ihm entsteht etwas Neues, eine Pflanze, Ähren, Samen, Leben. Dieses Wunder der Natur wird Gott auch an mir vollbringen. Wem sein eigenes Leben über alles geht, der verliert es. Wer es aber loslässt und für Gott einsetzt, wird das wirkliche Leben für immer gewinnen.

Natürlich ist das auch für Jesus nicht leicht. „Ich habe jetzt große Angst“, „Jetzt ist meine Seele erschüttert." Erschütterung bis ins Mark. Aber weder Gewalt noch Qual bringen ihn dazu, in der Liebe zu Gott einzuknicken.

„Ihr wollt mich kennenlernen?“, fragt Jesus zu diese griechisch sprechenden Männer, „Ihr wollt euch mir anschließen, Christen werden?“ Dann folgt mir nach! Geht den Weg des Weizenkornes. Wer sein Leben loslässt und für Gott einsetzt, wird das wirkliche Leben für immer gewinnen. Wenn ihr das versteht, habt ihr mich wirklich kennen gelernt, so wie ich meinem Wesen nach bin. Wollt ihr es machen wie ich? Wollt ihr so in Verbundenheit mit Gott leben, in Treue zu Gott? Dann könnt ihr nur den Weg des Weizenkornes gehen.“

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